Der Zauber des Sympathiemoments
In meinen Trainings, Vorträgen und Coachings erkläre ich gleich zu Beginn, was für mich eine konstruktive Bedeutung von Sympathie ist und vor allem: Was Sympathie auf gar keinen Fall bedeutet. Der Begriff, obgleich er uns dauernd umgibt, wird leider viel zu oft negativ interpretiert. Meine Meinung ist: Sympathie für einen Menschen, ein Unternehmen, ein Tier oder eine Aufgabe zu empfinden, ist etwas Großartiges. Der Zauber, der dem Moment innewohnt, in welchem wir einen sympathischen Menschen kennenlernen, ist beinahe unbeschreiblich. Nur, wer ihn selbst erlebt hat, kann das Gefühl beschreiben. Ich bin der Meinung, man sollte dieses Gefühl viel öfter erleben dürfen. Du dürftest ähnlich denken und dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb du diesen Blog liest.
Bisherige Definitionsversuche gehen ins Leere
Das Wort „Sympathie“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet ursprünglich „Mitgefühl“. Dass diese Herleitung für uns nicht plausibel ist, scheint auf der Hand zu liegen. Sympathie ist zwar durch und durch emotional, aber mit Mitgefühl hat es durchaus wenig zu tun.
Viel besser ist folgender Definitionsversuch: Sympathie ist die sich spontan ergebende gefühlsmäßige Zuneigung. Diese Beschreibung trifft es eher, sie ist dennoch falsch!
Warum ist sie falsch? Ganz einfach. Weil hier nahegelegt wird, dass Sympathie etwas Gottgegebenes ist. Etwas, das einfach so passiert. Ohne uns die Chance zu geben, etwas beitragen zu können. Wie mein geschätzter Trainerkollege und Keynote-Speaker Georg Wawschinek in seinem tollen Buch „Charisma fällt nicht vom Himmel“ richtig anmerkt, kann man Ausstrahlung und auch Sympathiegewinnung erlernen.
Sympathie – Arbeit ende nie
Einen Vorteil hätte es jedoch, wenn die Ausstrahlung und die Macht, andere Menschen für sich zu gewinnen, gottgegeben wären: Man würde nicht die Verantwortung dafür tragen. Man könnte bei missglückten Versuchen, Nähe zum Gegenüber aufzubauen immer noch sagen: „Na ja, als Gott die Ausstrahlung verteilt hatte, war ich grad am Schalter für Langeweile…“. Wobei diese Aussage fast wieder sympathisch machen würde 😉
Scherz beiseite: An seinem kommunikativen Auftritt zu arbeiten, bedeutet sehr viel Disziplin und Stärke. Man hat schließlich jahrzehntelang ein gewisses Kommunikationsmuster aufgebaut. Dieses Muster, selbst wenn es total kontraproduktiv ist, zu durchbrechen, ist meistens die größte Aufgabe, die ich in meinen Trainings und Coachings bewerkstelligen muss.
Antipathie gegen Sympathie
In den letzten Jahren glaube ich bemerkt zu haben, dass es en vogue ist, kritisch gegenüber allem zu sein, was mit Kommunikationstraining zu tun hat. Da spielt der Kontext auch kaum eine Rolle, in welchem das Training stattfand.
Auch bei Podiumsdiskussionen und bei alltäglichen Gesprächen kommen diese Punkte immer öfters:
1. Ich möchte mich nicht verstellen.
2. Ich möchte authentisch sein.
3. Ich möchte nicht manipulieren.
Vielleicht hast du ja sogar selbst einen dieser drei Sätze aus deinem Mund kommen gehört. Nur leider kann ich sie nicht gelten lassen.
Man kann nicht nicht manipulieren – Gott sei Dank
Der Begriff der Manipulation ist im psychologisch-pädagogischen Kontext sehr negativ behaftet, da er gleichgesetzt wird mit Täuschung und Strategie zum Nachteil des Gegenübers.
Im technischen Bereich wiederum bedeutet er lediglich „Eingreifen“ in einen Prozess. Meine sechs Jahre Lateinunterricht waren nicht ganz umsonst: Manus bedeutet Hand und plere bedeutet füllen. Somit heißt manipulieren: etwas in der Hand haben. Und wir haben unsere sympathische Ausstrahlung selbst in der Hand. Wie das funktioniert – und wie nicht – bringe ich meinen Klienten in meinen Individualcoachings bei.
Die Authentizitätsirrung
Authentizität scheint das Modewort schlechthin zu sein. Ich möchte einen authentischen Partner. Ich möchte ein authentisches Leben führen. Ich möchte einen authentischen Mitarbeiter beschäftigen. Sorry, für mich klingt das oftmals als bloße Ausrede, nicht an mir arbeiten zu wollen. Nicht, dass du mich falsch verstehst: Es muss sich nicht jeder fortwährend verbessern, wenn er nicht will. Dann sollen diese Personen diesen Umstand jedoch klar zum Ausdruck bringen. Nicht unter dem Deckmantel der Authentizität verbergen.
Ich kann meine kommunikativen Fähigkeiten sehr wohl authentisch verbessern. ALLES andere würde ja überhaupt keinen Sinn machen. Menschen merken es, wenn man eine Maske aufsetzt. Vielleicht kommt man eine Zeitlang durch damit. Doch irgendwann fällt diese Maske.
Dies ist der Grund, weshalb gutes Kommunikationstraining beim individuellen Menschen und seinem Ausgangspunkt ansetzt. Dies ist der Grund, weshalb Kommunikationsmuster nicht von heute auf morgen verändert werden können. Da stecken viel Schweiß und Tränen drin.
Was wäre gewesen, hätte der berühmte Tennisspieler Roger Federer zu Beginn seiner Karriere gesagt: Ich möchte authentisches Tennis spielen und deshalb trainiere ich nun nicht mehr?
Mein Hinweis
Kommunikationstraining ist harte Arbeit an sich selbst. Nicht für einen Tag, sondern für das ganze Leben. Kommunikationstraining kann durchaus auch zu einem Mehr an Authentizität führen, wenn man es richtig macht. Kommunikationstraining unterscheidet sich insofern wenig von allen anderen Trainingsprogrammen. Kommunikationstraining kann zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben führen, ohne das Gegenüber auszunutzen.
Wenn du dich genauer – mit mir gemeinsam – auf die Spurensuche der Sympathiegewinnung machst, wirst du merken, dass niemand auf der Strecke bleibt. Ganz im Gegenteil. Besseres Kommunikationsverhalten führt zwangsläufig zu besseren Ergebnissen. Für alle Beteiligten. Man kann sich auch authentisch weiterentwickeln 😉
Sympathische Grüße aus der Südsteiermark
Dein Michael Jagersbacher
Sympathisch/Praktisch/Gut
sympathiecode@michael-jagersbacher.at