Anleitung zum Unerfolgreichsein

Garantiert unerfolgreich

Ähnlich, wie bei meinem Artikel Anleitung zum Unsympathischsein bediene ich mich der Terminologie von Paul Watzlawicks Anleitung zum Unglücklichsein. Ich habe bemerkt, dass es manchmal sinnvoll ist, das Pferd von hinten aufzuzäumen, denn schließlich ist rund ein Drittel aller Selbständigen nach 5 Jahren nicht nur unerfolgreich unterwegs, sondern überhaupt nicht mehr am Markt vertreten.

Als Grund fürs unternehmerische Scheitern geben viele Ex-UnternehmerInnen das liebe Geld an: Zu wenig neue Kunden, zu viele Steuern, zu wenig Konstanz, zu viel an Versicherungssteuer.

Das Spannende an diesen Antworten:

Niemand gibt sich selbst die Schuld am Scheitern.

Logischerweise gibt es Umstände, die man nicht steuern kann und man kann wirklich auch eine längere Durstrecke erleiden, ohne dass man selbst etwas falsch gemacht hat. Das gesamte Scheitern jedoch auf externe Faktoren zu schieben, ist mir zu einfach und zu selbstschützend. Diese Opferhaltung hat neben dem eben angesprochenen Selbstschutz leider auch eine negative Seite, nämlich die, dass man die falschen Lehren zieht. Genau dies halte ich für ungemein schade.

Ich wollte mich eigentlich auf einen Artikel beschränken, doch die Zahl der Zuschriften und Hinweise meiner BlogleserInnen war so groß, dass ich noch wesentlich mehr Gründe des Scheiterns bearbeiten darf.

Neben den Gründen des Scheiterns gibt es natürlich auch Gründe für den Erfolg in der Selbständigkeit. Genau deshalb habe ich einen „Selbständigen-Check“ mit den wichtigsten 15 Grundkompetenzen für eine erfolgreiche Selbständigkeit entwickelt.

Sie können ihn hier herunterladen:

Weitere Artikel zum Thema Selbständigkeit finden Sie hier:

Selbständigkeit: Ja/Nein? Wie du sicherer die richtige Entscheidung triffst!

Die größten Lügen der Selbständigkeit

 

Verlangen Sie kein Geld für Ihr Business!

Der erste Tipp, um definitiv unerfolgreich zu bleiben, ist folgender: „Mache dir zuerst einen Namen, später kannst du noch immer Geld dafür verlangen“ – dies ist einer der meist formulierten Hinweise, die ich zu Beginn meiner Trainerkarriere zu hören bekam und definitiv wichtig, unerfolgreich zu bleiben. Auch in vielen Erfolgsratgebern wird der Markenaufbau sehr stark abhängig gemacht von der Anzahl der „Gratis-Dienstleistungen“, wie auch immer die bei Ihnen genau aussehen.

Theoretisch macht dies auch Sinn. Sie bekommen Kunden und betrachten die investierte Zeit oder die investierten Ressourcen als Marketingbudget. Viele machen genau dies. Die Krux an dieser Form der Kundengewinnung – die auf diese Art und Weise aquirierten Menschen gewöhnen sich sehr schnell an dieses „gratis“ Konsumieren.

Der Psychomathematiker und Coach Roman Kmenta hat dies sehr schön formuliert: „Professionelle Dienstleistungen benötigen professionelle Preisgestaltungen.“ Ich kann dem nur zustimmen. Meine wenigen „Gratisvorträge“, die ich gehalten habe, schnitten in Summe sicher schlechter ab als die professionell bezahlten. Weshalb? Weil mit Geld Wertschätzung verbunden ist. Seien Sie sich also nicht zu Schade, Wertschätzung für Ihre Leistung zu verlangen.

Investieren Sie in die falschen Sachen!

Viele, frischgebackene UnternehmerInnen investieren sehr wohl Geld, allerdings in die falschen Sachen. Ich selbst begleite mehrere JungunternehmerInnen in ihrer Selbständigkeit und einer meiner Kriterien für diese Begleitung ist der Wagen, den sie fahren. Nicht falsch verstehen. Jeder kann den Wagen fahren, den er oder sie für richtig hält, allerdings nicht auf der monetären Substanz des eigenen Unternehmens. Ein Wagen ist KEINE Investition ins eigene Business. Wenn die Selbständigkeit gut läuft und es das eigene Ego braucht, dann kann man sehr gerne einen luxuriöseren Wagen kaufen, jedoch nicht zu Beginn, wo sowieso schon die finanziellen Mittel am Limit sind. An dem Punkt erkennt man sehr gut, wer es wirklich „drauf“ anlegt, und wer weiter unerfolgreich bleiben will.

Deshalb auch mein Hinweis an Menschen, die sich in Zukunft selbständig machen wollen – sie sollten ein eigene „Weiterbildungskonto“ anlegen, welches einen gewissen Prozentsatz des Einkommens oder des eigenen Umsatzes ausmacht. Dieses Geld soll verwendet werden für die persönliche Weiterentwicklung in Form von Seminaren, Büchern, Workshops oder Coachings in den verschiedensten Bereichen.

Machen Sie alles allein!

Das führt mich direkt zum nächsten wichtigen Punkt, der Tendenz, alles selbst machen zu wollen. In der Gesellschaft herrscht subtil folgender Gedanke:

Wenn du es nicht ganz alleine schaffst, dann hast du den Erfolg nicht verdient!

Ich gehe sogar vom Gegenteil aus, doch später mehr dazu.

Klar, gerade zu Beginn der Selbständigkeit „zwickt“ und „zwackt“ es im Geldbeutel. Deshalb auch meine Empfehlung in Bezug auf das „Weiterbildungskonto“. Niemand schafft alles alleine, zumindest nicht in entsprechender Qualität. Ich beispielsweise, schreibe gern und denke sehr gerne strategisch. Das sind meine Hauptpunkte, auf welche ich mich fokussiere. ALLES andere wird von mir gnadenlos outgesourced. Und zwar wirklich gnadenlos.

Und wenn ich mir Hilfe hole, dann exzellente. Das mag zwar kosten, aber ich weiß, dass es gut investiertes Geld ist und dass ich selbst dies nie in der Qualität und Schnelligkeit hinbekommen würde. Dazu verwende ich eben auch dieses „Weiterbildungskonto“. Es ist nämlich KEINE Schande sich Hilfe zu holen.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter:

Ohne fremde Perspektiven und Hilfestellungen können Sie gar nicht richtig gut werden in dem, was Sie tun.

Was Sie dafür brauchen, die richtigen Leute auszuwählen, nenne ich die „Kompetenz Kompetenzen zu erkennen„. Diese Metakompetenz erlangen Sie vor allem durch Übung, trial and error und durch Ihr Bauchgefühl.

Ich selbst hole mir immer wieder Rat von folgenden Personen: Stéphane Etrillard, Niels Koschoreck, Ilja Grzeskowitz und den zuvor bereits angesprochenen Roman Kmenta. Diese Berater haben sich herauskristallisiert aus hunderten von Kontakten. Sie passen einfach zu mir und Sie müssen genauso herausfinden, wer zu Ihnen passt. Das kann Ihnen leider niemand abnehmen.

Setzen Sie sich möglichst kleine Ziele!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe mit ca. 5000 Menschen in Coachings und in Kommunikationstrainings gearbeitet und tendenziell setzen sich Menschen zu kleine – mittel- und langfristige – Ziele. Diese sind zwar in Sichtweite und können „leichter“ erreicht werden, doch die Vision dahinter fehlt. Und gerade diese Visionen sind wahrhaft motivierende Erfolgsfaktoren. Siehe dazu folgenden Blogbeitrag von mir: Erfolgreich selbständig sein.

Ich kann mich an eine nette Geschichte erinnern, welche mir zugetragen wurde. Im Jahr 2000 war der heutige Kapitän der Tres Hombres – Andreas Lackner – in Kroatien angestellt bei einer Yachtcharter-Firma. Am Abend nach dem Segeltörn saßen seine Kunden und er am Lagerfeuer und er erzählte von seiner Vision, die alte Zunft der segelnden Handelsfahrt wieder aufnehmen zu wollen. Einer dieser Kunden, der da mit am Lagerfeuer saß erzählte mir vor Kurzem, dass alle angefangen haben zu lachen, als Andreas Lackner dies erzählte. Sie dachten, er sei ein vollkommener „Spinner“ und völlig realitätsfern.

Heute – 16 Jahre später – lacht kein Mensch mehr darüber, denn dieser „Teufelskerl“ hat es tatsächlich geschafft, 2 Schiffe unter Segel über die Weltmeere zu jagen und wertvolle Dinge zu transportieren. Außerdem hat er es geschafft hunderte und tausende von Menschen zu inspirieren und für das Projekt zu begeistern.

7 Jahre nach der Jungfernfahrt der Tres Hombres geht es munter weiter – weitere Schiffsprojekte sind bereits am Ende ihrer Planungsphase und werden bald in die Realität überführt. Keiner hätte diesen Erfolg erwartet und genau deshalb konnte diese Erfolgsstory geschrieben werden.

Ein sehr gutes Buch mit weiteren inspirierenden Geschichten über Zielsetzungen ist das Buch von Herrn Dr. Zitelmann: Setze dir größere Ziele.

 

Setzen Sie sich riesige, kurzfristige Ziele!

Einen Punkt erkenne ich immer wieder, wenn Menschen in ihrer Selbständigkeit scheitern – so klein sie sich die langfristigen Ziele setzen, so hoch setzen sie sich die Ziele im kurzfristigen Bereich. Deshalb schon mein wiederholter Hinweis darauf, dass man nicht aus der Not heraus in die Selbständigkeit wechseln sollte. Der zeitliche und damit verbundene emotionale Druck könnte zu groß sein. Wenn man in den ersten 3 Monaten 20.000 Euro verdienen muss, dann kann diese Hürde womöglich zu groß sein. Wo anfangs noch ein Zweckoptimismus vorhanden war, herrscht dann sehr schnell blanke Panik, welche sich nicht gut macht in Verkaufsgesprächen. Denn Nichts schreckt Kunden eher ab, denn das Gefühl, dass der Verkäufer verkaufen MUSS!

Einer meiner Ex-Kursteilnehmerinnen meinte: „Herr Jagersbacher, Sie sind deshalb ein guter Verkäufer, weil man bei Ihnen nie merkt, dass Sie verkaufen müssen, sondern, weil Sie es wollen!“ – ein größeres Kompliment habe ich selten bekommen. Die Fähigkeit, ein guter Verkäufer zu sein, ist in der Selbständigkeit, definitiv wichtig. Welche Kompetenzen außerdem wichtig sind, erfahren Sie in meinem Selbständigkeits-Check, den Sie hier herunterladen können:

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