Spar dir Bildung!

Einleitung

Zuerst möchte ich festhalten, dass Bildung nicht gleich Bildung ist.

Bildung in einem aufklärerischen Sinne kann aus dem Standpunkt der Gegenwart kaum mehr verstanden werden. Der Philosoph und Historiker Konrad Paul Liessmann definiert den klassischen Bildungsbegriff folgendermaßen: „Bildung soll das Programm der Menschwerdung durch die geistige Arbeit der Individuen an sich und an der Welt sein; Bildung als Formung und Entfaltung von Körper, Geist und Seele, von Talenten und Begabungen, die den Einzelnen zu einer entwickelten Individualität und zu einem selbstbewussten Teilnehmer am Gemeinwesen führen soll“.

Heute verstehen wir diesen Begriff vor allem als Mittel, beruflich zu reüssieren und die Karriereleiter hochzuklettern. Die sogenannte Aus-Bildung, die uns vor allem befähigen soll, unsere beruflichen Tätigkeiten auszuführen.

 

Bilde dich und dir wird gegeben!

Bildung ermöglicht so etwas wie Selbstbestimmung – jedoch stets unter dem strengen und engen Mantel der Ökonomisierung. Bildung ohne direkte Verwertbarkeit oder direkter Monetarisierung IST keine Bildung in unserem heutigen Verständnis. Ständig ist sie einem Zweck unterworfen. Somit widerspricht unser heutiger Bildungsbegriff der klassischen Version der Aufklärung in beinahe allen Punkten.

Im Laufe des Artikels wird vom modernen Bildungsbegriff ausgegangen.

Spar dir Bildung!

Der Satz kann doch nicht ernst gemeint sein, wirst du denken. Doch! Vor allem, wenn du diese Bildung missbrauchst. Ich kenne hunderte von Menschen, die nichts anderes machen, als Zertifikate zu sammeln, Prüfungen abzulegen oder Abschlüssen nachzujagen. Richtige „Bildungs-Junkies“, die den wöchentlichen Prüfungskick suchen. Kennst du auch solche Menschen? Vielleicht erkennst du dich jedoch auch selbst in den folgenden Beschreibungen wider.

Überall schreiben sie sich ein, aus Angst, etwas zu verpassen oder nicht gut genug ausgebildet zu sein. Oder aus Selbstbestätigungsgründen. An diesem Punkt zeigt sich der Perfektionismus, welcher in unserem Kulturkreis herrscht. Beherrsche deine Bereiche perfekt, mache keine Fehler und du wirst erfolgreich Kunden gewinnen. Richtig? Falsch!

Der perfekte Mensch bleibt ein theoretisches Konstrukt, denn wo es praktisch an Fehlern mangelt, fehlt es an Menschlichkeit.

Renzie, Thom

Bildungsmissbrauch

Wissen besitzt in unserer Gesellschaft einen äußerst hohen Wert. Doch leider schieben viele Menschen ihre Vorhaben, aufgrund noch fehlender Zertifikate auf. Viele setzen die aufgeschobenen Vorgänge dann überhaupt nie in die Realität um. Das finde ich unendlich schade. Gespeist durch die Angst, nicht alles zu wissen und dem Drang zur Perfektion.

Hier ein Artikel von mir zum Thema Kommunikation und Perfektion:

Schluss mit Schokolade – wie du mit neuen Kommunikationsstrategien Sympathie generieren kannst

 

Eine Coachingklientin von mir machte genau das – sie fragte mich, ob ich einen Sinn sähe in einer Ausbildung, welche gar nicht so billig war. Ihre zukünftigen Kundinnen würden dann bestimmt in Scharen kommen, weil das erworbene Zertifikat Glaubhaftigkeit und Professionalität vermittele. Das ist natürlich absoluter Blödsinn. Sie zahlte hunderte von Euro und Kunden gibt es noch immer nicht. Jetzt meint sie, sich thematisch auszukennen, doch sie schafft damit kein Unterscheidungsmerkmal, welcher Kunden anzieht. JEDER kann Zertifikate erwerben.

Geld und Zeit

Das Tragische daran, es geht wertvolle Zeit und Geld verloren. Diese Ressourcen sollte man wesentlich sinnvoller einsetzen. Für Marketingzwecke, beispielsweise. Ich selbst agiere bei Weiterbildung ziemlich pragmatisch. Ich analysiere, welches Wissen/welche Fähigkeiten mir fehlen und dann suche ich zielgenau nach passenden Angeboten für mich. Da ist es mir auch lieber, ich zahle bei einem ausgewiesenen Experten mehr und dieser nimmt sich ausschließlich für mich und meine Bedürfnisse exklusiv Zeit. Das mag auf den ersten Blick dekadent wirken – doch es ist durchaus logisch. Diese Vorgehensweise ermöglicht ein schnelleres Weiterentwickeln, welches mir auf lange Sicht Geld und Zeit erspart. Diese Elemente sind mir extrem wichtig, deshalb bilden sie auch die Fundamente meines Handelns und Reflektierens.

Sinn-Volle (Aus-)Bildungen

Nicht falsche verstehen – ich denke, Bildung kann Großartiges leisten. Doch nicht per se. Es verhält sich ähnlich, wie bei meiner Diplomarbeit. Irgendwie war mein Drang, noch mehr Bücher zu lesen und noch mehr Quellen zu zitieren und noch weitere Bestätigungen zu suchen, bis mein Professor meinte, es sei genug. Er meinte, dass man ab einem gewissen Punkt, nur noch nach weiteren Bestätigungen durch weitere Quellen sucht, die einen kein Stück weiter bringen. So ähnlich ist es auch mit Zertifizierungen. Überlege dir, WELCHE Ausbildungen dir WIRKLICH weiterhelfen und welche du nur für dein EGO absolvierst.

Die alles entscheidende Frage ist, warum dich deine Kunden buchen oder gerade bei dir Produkte kaufen sollen? Aufgrund deines Know-Hows? Bestimmt. Der Irrglaube ist, dass du dir dieses Know-How ausschließlich über Zertifikate holen kannst. Mit Verlaub, dazu gehört weit mehr. Nämlich Lebens- und Berufserfahrung. Gerade heute überlegte ich, welchen Mehr-Wert mir mein damals absolviertes Pädagogikstudium heute bringen würde. Nach tausenden von Trainings- und Coachingstunden wäre die Qualität meiner Fragen auf einer völlig anderen Stufe.

Zuerst Praxis – dann Theorie

Überspitzt formuliert könnte man sagen – absolviere zuerst die Praxis und dann arbeite diese Erfahrungen in der Theorie auf. Theorie ohne Praxiserfahrungen fühlt sich irgendwie leer an. Willst du dein eigenes Unternehmen gründen? Dann rede mit potenziellen Kunden und führe erste Verkaufsgespräche. DANACH analysiere, was du noch an Wissen benötigst. Sonst sammelst du Wissen, welches kostet und du nie brauchst.

Willst du einmal ein Coach sein? Dann führe Coachinggespräche! Danach suchst du dir zusätzliche Tools und Ausbildungen, die DIR und deinen zukünftigen Kunden helfen können. DAS ist auch der Punkt. Denke bei (Aus-)Bildungen nicht nur an dich und dein Ego, sondern vor allem an den Nutzen, welchen du deinen Kunden stiften möchtest.

Profilbildung

Für Menschen wirst du vor allem dann interessant, wenn du an deinem Profil arbeitest. Du mithin unterscheidbar und „kauf- bzw. buchbar“ wirst.

 

Dazu gehört natürlich auch dein Portfolio an Wissen, Kompetenzen und Lebenserfahrungen. Wenn du es schaffst, Dinge anders zu machen und Dinge anders zu sehen als deine Konkurrenz, wirst du erfolgreich am Markt bestehen können. Glaub mir, Kunden haben den Einheitsbrei deiner Mitstreiter mehr als satt.

Deshalb mein Hinweis für dich im Bereich der Bildung – besuche NICHT die Seminare, welche ALLE Kommunikationstrainer besuchen. Besuche nicht die Seminare, welche ALLE Unternehmer besuchen. Dies kannst du für alle Branchen durchexerzieren. Ich gehe sogar soweit und rate dir, hol dir Impulse von Bereichen, die du noch überhaupt nicht integrieren kannst in dein Business. Also für den Moment „unnützes“ Wissen. Also besuche mal einen Tanzkurs als angehender Coach oder einen Kochkurs als angehender Trainer. Dieses Wissen wird dich innerlich wachsen lassen, was deinen Kunden nur zugute kommen wird. Außerdem bist du dem klassischen Bildungsbegriff damit wesentlich näher als mit allen anderen Maßnahmen.

 

Extrem wichtig wird in Zukunft das Erkennen von Kompetenzen sein. Kannst du die Kompetenz deines Gegenübers relativ schnell und treffsicher einschätzen, wirst du viel Zeit und Geld sparen, wenn es um das Thema Weiterbildung geht. Brauchst du Unterstützung in diesem Bereich, dann ist mein Coachingangebot etwas für dich.

 

 

4 Kommentare zu „Spar dir Bildung!“

  1. Hallo Michael,
    toller Blog – absolut mein Ansatz. Fachwissen ist vollkommen wichtig – doch das ist auch das, wovon der Kunde ausgeht. Abheben und einzigartig machst du dich durch deine Persönlichkeit und die bekommst du meist nicht durch Zertifikate sondern durch Erfahrungen und das LEBEN um dich herum. Ich würde in deiner Liste natürlich noch einen YOGAKURS oder ein YOGAWOCHENENDE hinzufügen, bringt oft mehr wie das nächste Management Seminar…ich spreche da aus eigener Erfahrung…;-) Danke für deinen wie immer tollen Input und lass es dir voll und ganz gut gehen. xoxo Eva-Maria by the way enjoy your life as much as possible.

  2. Huch – BILDUNG
    whatever that might be 😉
    Mein Thema ist ja das LERNEN DER ZUKUNFT. Also welche Kompetenzen brauchen wir und ,üssen wir HEUTE lernen um in der Welt von miorgen (glücklich) zu leben (englisch STRIVE)

    Für mich ist der Bildungsbegriff, wenn er denn nur auf Schule und Uni abzielt VIEL zu eng gegriffen. Bildung ist genauso Herzensbildung (EQ, SQ oder wie auch immer du es nennen möchtest) aber auch solche Fähigkeiten wie du sie offenbar „lehren“ kannst , sympathischer zu wirken.
    Es wäre fatal, nur auf die RATIO als das allerheiligste zu fokussieren,. Vor allem auch daher, weil dies schlicht in eine Welt führt… Kapitalismus² denn wie „logisch rational“ ist Nächstenliebe?
    Nix gegen unser aktuelles System, versteh mich richtig doch die Abfederung der Marktes durch die soziale Komponente (von wegen soziale Marktwirtschaft) scheint mir essenziell. Alleine, dass zur schulischen Bildung ein freier Zugang möglich ist…

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