Der Clooney-Trick
Den nun folgenden Artikel finden Sie im aktuellen Erfolg-Magazin vom Backhaus-Verlag.
In meinen Profilbildungscoachings stelle ich zu Beginn oft die Frage, wen meine Klienten im Bereich Sympathie und als Personenmarke gut finden. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen taucht der Name George Clooney immer wieder in den Top 3 der genannten Personen auf.
Sympathie mag einen subjektiven Bereich haben, doch durch diese Mehrfachnennung erkennen wir, dass sehr wohl auch objektive Bereiche existieren müssen. Das Schöne dabei ist, dass objektive Bereiche – sofern man in sozialen und kommunikativen Kontexten davon reden kann – Handlungsspielräume eröffnen, die wir bei rein subjektiven Anteilen nicht zur Verfügung hätten.
Doch zurück zu George Clooney! Wie schafft es dieser Herr, in den letzten Jahren große Sympathiepluspunkte beim Großteil der Bevölkerung zu sammeln? Was macht ihn besonders?
Gut, er ist Schauspieler und sogar Oscar-Gewinner. Er ist darüber hinaus seit vielen Jahren DAS Werbegesicht von Nespresso. Doch er ist nicht deshalb beliebt, weil er Kaffee vom – umstrittenen – Nestlé-Konzern trinkt. Im Gegenteil: Der Kaffee dürfte sich gut verkaufen, weil George ihn charmant und sympathisch präsentiert.
Doch Erfolg alleine macht noch nicht sympathisch. Sympathie funktioniert entweder über Ähnlichkeit oder über den individuellen „Bedrohlichkeitsfaktor“.
Ähnlichkeit und Bedrohung
Nehmen wir uns den ersten Punkt vor: „Ähnlichkeit“. Dies wird bei George Clooney relativ schwer. Wer würde schon von sich behaupten, dem Schauspieler „ähnlich“ zu sein? Schließlich kennen wir nur die öffentliche Person und nicht ihn als Privatperson. Dies macht es schwer, Ähnlichkeiten mit uns selbst zu identifizieren.
Bleibt noch der zweite Punkt: der „Bedrohlichkeitsfaktor“. Was bedeutet das überhaupt? Versetzen Sie sich in die Zeit unserer menschlichen Vorfahren. Diese mussten sich in einer feindlichen Umgebung zurechtfinden. Es ging wortwörtlich ums „nackte Überleben“. Bruchteile von Sekunden konnten über Leben oder Tod entscheiden. Ist dieses Tier gefährlich oder nicht? Wegrennen oder stehenbleiben?
Sozialer Status
Dieses Verhalten hat bis in die heutige Zeit in unserem Hirn überdauert. Wenn Sie eine Person kennenlernen, dann entscheidet Ihr Hirn innerhalb weniger Momente, ob diese eine Gefahr darstellt oder nicht. Heutzutage geht es – glücklicherweise – nicht oft um Leben und Tod, doch eine Einschätzung des Gefahrenpotenzials erfolgt dennoch. Zum Schutz unseres Selbst.
Die Beurteilung unseres Gegenübers erfolgt über den visuellen Auftritt und die Persönlichkeitspositionierung. Ein hoher sozialer Status kann uns sehr schnell einschüchtern, weil wir uns unterlegen fühlen. Deshalb macht Erfolg nicht automatisch sympathisch.
Mach dich „klein“
Eine Möglichkeit ist es, den eigenen Status „nach unten“ zu schrauben. Wie das bei George Clooney funktioniert? Sehr einfach. Er nimmt sich selbst nicht allzu ernst, beziehungsweise stellt sich so dar, als wäre dies der Fall.
George setzt eine selbstironische Strategie ein, um dies zu schaffen. Schließlich verkörpert er über seine Erfolge und seine Vita einen äußerst hohen sozialen Status. Er schafft es dadurch seinen „Bedrohlichkeitsfaktor“ massiv zu senken, was ihn wiederum sympathischer macht. Nicht für jeden, doch für viele Menschen.
Georges Sympathie-Code
Diese Art der selbstironischen Inszenierung seiner Person finden wir auch in seinen Nespresso-Spots.
In einem dieser Werbungen finden wir folgenden Dialog von John Malkovich und George Clooney, wie Sie – nach George´s Pianounfall – genüsslich in den Wolken einen Kaffee schlürfen.
George: „I am gonna miss shooting movies. Do they do films up in here?“
John: „No….there are no producers here!“
George: „Oh, of course it is heaven. No studios, no agents, no managers. I like this place a lot“
Der eigene Kakao/Kaffee schmeckt am besten
In diesen wenigen Zeilen erkennen wir die Struktur von Georges Sympathie-Code.
Weshalb?
Haben Sie gewusst, dass George Clooney ebenfalls Produzent von vielen Filmen ist? Falls nicht, dann verstehen Sie nun den selbstironischen Teil dieser Aussage. In Wahrheit zieht er den gesamten Bereich der Schauspielerei – von welchem er selbstverständlich sehr profitiert hat – durch den Kakao, Verzeihung! Durch den Kaffee…
Das kommt sowohl bei Mann als auch bei Frau gut an.
Gefahrlos sympathisch
Das Tolle an selbstironischem Vorgehen ist, dass Sie keine Bedrohung für das Gegenüber darstellen. Sie positionieren sich aus der Sicht des sozialen Status „unter“ Ihr Gegenüber.
Doch Achtung! Machen Sie zu viel Witze auf eigene Kosten, geht der Schuss sehr schnell nach hinten los. Positionieren Sie sich statustechnisch zu weit „unter“ Ihrem Gegenüber, dann nimmt man Sie nicht mehr ernst.
Das bedeutet: Ein Witz auf eigene Kosten geht in Ordnung – vor allem am Anfang einer Konversation. Je mehr Witze Sie über sich machen, desto „lachhafter“ wird die Wahrnehmung Ihrer Persönlichkeit. Dies wollen Sie nur in Ausnahmefällen – beispielsweise, wenn Sie den Clown auf einer Geburtstagsparty mimen.
Der Kaffeesatz
Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Persönlichkeitspositionierung in einem Gespräch in einem Spannungsfeld zwischen Ernsthaftigkeit und selbstironischen Witzen zu platzieren, dann haben Sie gute Chancen, sympathisch wahrgenommen zu werden. Das wiederum heißt, Sie müssen kommunikative Brüche überspringen, indem Sie einerseits Ihre Kompetenzen darstellen (und würdigen), jedoch in einem angenehmen Maß. Ebenso verhält es sich mit den Witzen auf eigene Kosten: Bitte gern, aber nicht zu viel.
George Clooney schafft erfolgreich den Spagat zwischen Lockerheit und Kompetenz, welches ihn sowohl für Frauen als auch für Männer attraktiv und sympathisch erscheinen lässt.
Für weitere Impulse lesen Sie gerne meinen Newsletter zu den Themen: Profilbildung und Sympathiegewinnung.