The six rules of sympathy
Eine meiner Lieblingsreden ist jene von Arnold Schwarzenegger anlässlich seiner verliehenen Doktorwürde von der Universität Kaliforniens im Jahr 2009. Ein Mann, der alles erreicht hat in seinem Leben, betritt die Bühne und hält die berühmte Rede: „The six rules of success!“ Unbedingt ansehen! Sie gilt als DIE Motivationsrede schlechthin.
Anfänglich inspirierten mich seine Worte, doch je öfter ich das Video ansah, desto mehr rückte für mich Arnolds Persönlichkeitspositionierung in den Vordergrund. Der Mann war/ist Weltklasse in den unterschiedlichsten Bereichen und könnte sich selbst über den grünen Klee loben – tut er aber nicht. Im Gegenteil, er beginnt seine Rede mit diesen Worten: „Vielen Dank für diesen wunderbaren Empfang. Ich habe solchen Applaus das letzte Mal gehört, als ich verlautbart habe, nie mehr einen Film zu drehen…“
Das Medium ist die Botschaft
NICHT der Inhalt der Worte ist dafür verantwortlich, WIE etwas wirkt, sondern die Art und Weise, wie es dargebracht wird. Marshall McLuhan, ein bekannter Medienphilosoph, hat dies sehr schön zum Ausdruck gebracht mit folgenden Worten: „Das Medium ist die Botschaft!“ DU bist die Botschaft, deine Positionierung im Gespräch ist die Botschaft. Wirst du als angenehmer Mensch wahrgenommen, wird die Botschaft ganz anders wirken als wenn du unsympathisch bist. Achte daher auf die Art und Weise, wie du dich selbst darstellst.
Ganz sooo einfach ist es natürlich auch nicht: Selbstverständlich musst du wissen, worüber du sprichst. Im Gegensatz zu vielen anderen Trainern vertrete ich die Meinung, dass Persönlichkeitspositionierung und Körpersprache NICHT alles ist. Dennoch können sie genau den Tropfen darstellen, der dein Sympathiefass zum Überlaufen bringt. Die Kirsche auf der Sahnetorte.
Persönlichkeitspositionierung deluxe
Was macht Arnold in den ersten Sekunden seines Vortrages? Er bricht mit dem Kommunikationsmuster. Was meine ich damit? Zuerst wird er von den Direktoren über den grünen Klee gelobt für sein Engagement in den unterschiedlichsten Bereichen. Sogar das Wort Philanthrop wird benutzt. So weit war das zu erwarten.
Doch was dann? Man erwartet, dass es in dieser Art und Weise weitergeht. Doch Arnold macht da nicht mit. Im Gegenteil, er liefert Scherze auf seine Kosten und schafft dadurch Nähe zum Publikum. Durch diese selbstironische Herangehensweise platziert er seine Persönlichkeit als angenehm und seine Botschaften werden dadurch nachhaltig beeinflusst. Man kann es gar nicht oft genug sagen: Das WIE ist mindestens genauso entscheidend, wie das WAS! Positioniere dich so, dass du sympathisch wirkst. Das kannst du am besten erreichen, wenn du dich nicht zu ernst nimmst.
Die Schwäche der Stärke
Bereits in frühester Kindheit beginnt die Erziehung und somit die Tradierung der Werte. Bewusst und unbewusst. Dagegen können wir gar nichts machen. Kinder lernen einfach von unserem Tun und unseren Worten. Am Spielplatz, wo ich übrigens sehr gerne meine Zeit verbringe mit meinen Kindern, findet man tolle Praxisbeispiele. Eltern bringen ihren Kindern sehr früh bei, stark zu sein und Schwächen zu verbergen. Fällt ein Kind hin, wird automatisch vom Vater oder der Mutter folgender Satz gesagt: „Aufstehen! Es ist schon nichts passiert. Bis du heiratest, ist alles wieder gut“. Du kennst solche Sätze. Eigentlich möchte man das Kind nur vom Schmerz ablenken – indirekt und unabsichtlich wird jedoch vermittelt, dass das Kind seine Schmerzen verleugnen und verbergen soll. Nach außen hin soll Stärke demonstrier und Emotionen verborgen werden.
Es wird uns sehr früh indoktriniert, Unverwundbarkeit als oberstes Prinzip zu leben. Ein fataler Fehler.
Öffne dein Visier
Der unumstößliche Glaube an die Stärke der Stärke ist trügerisch. Unangreifbarkeit lädt dazu ein, nach einer Schwachstelle zu suchen. Außerdem wird es immer jemanden geben, der mehr Stärke vorzuweisen hat. Doch im kommunikativen Austausch mit dem Gegenüber zählt ab sofort nicht mehr das Gesetz des Stärkeren. Es zählt die Art und Weise, wie du dich positionierst. Doch die Vorgehensweise ist eine gänzlich andere. Versuche es mit ein wenig Selbstironie. Nicht zu viel davon, sonst wirst du schnell unglaubwürdig. Aber ein oder zwei Seitenhiebe auf dich persönlich verunsichern dein Gegenüber. Durch unsere Erziehung haben wir kein Gegenmittel gegen diese Strategie.
Paradoxerweise ist es so, dass, je mehr Angriffsfläche du selbst bietest, desto unwahrscheinlicher ist es, dass jemand dies ausnützt. Öffne dein Visier, um nicht mehr einstecken zu müssen.
Beispiele
Mein geschätzter Kollege und Freund Georg Wawschinek eröffnet seine Reden manchmal mit dem Satz: „Zu Beginn meiner Karriere hat man mir gesagt, es gäbe Leute mit einem Fernsehgesicht, die vor ein Publikum treten müssen. Ich muss mich entschuldigen, liebes Publikum, ich stehe heute vor Ihnen mit einem Radio-Gesicht“.
Ein anderer Kollege ist der Körpersprachenexperte Stefan Verra, der bei seinen Vorträgen kein Blatt vor den Mund nimmt, vor allem, was seine Größe betrifft: „Jetzt kommt da so ein Zwerg daher und will euch etwas über Körpersprache erzählen“.
Der Rapper Eminem zeigt in seinem Film 8 Miles, wie man kommunikativ unverwundbar wird. Bei den Rap-Battles geht es um nichts anderes, als die Erniedrigung des Gegners. Eminem macht jedoch das genaue Gegenteil – er spricht jede Schwachstelle seines Lebens und seiner Person als Erster an, bevor es sein Gegenüber machen kann. Der Gegner hat kein Mittel dagegen und Eminem geht als Sieger hervor. Hier der Link zu dem Video mit Untertiteln.
Werde auch du mit Selbstironie unverwundbar! Mach es wie die Milka-Schokolade: Trau dich, zart zu sein und werde unschlagbar sympathisch.